Dieser Bunzan-Topf zeigt Ito Kaoru von seiner spielerischsten und zugleich kontrolliertesten Seite. Die Form ist ein ruhiges, flaches Oval auf vier kompakten Füßen; die ganze Dynamik liegt in der Oberfläche. Es ist ein Stück, das aus der Ferne schlicht wirkt und sich beim Anfassen immer differenzierter offenbart.
Der Korpus besteht aus Bunzans eigener Mischung aus Echizen- und Shigaraki-Ton, einem hellgrauen Steinzeug mit feinsten dunklen Einschlüssen. An der Unterseite und den Füßen lässt sich die Beschaffenheit des Tons deutlich erkennen: dicht, gesprenkelt, hart genug gebrannt für den dauerhaften Einsatz im Freien, aber nicht so stark verglast, dass er „tot“ wäre. Dieser Ton ist atmungsaktiv, was für die langfristige Kultivierung wichtig ist. Wände und Boden sind relativ dünn und gleichmäßig, sodass der Topf stabil, aber nicht schwer ist. Die vier kleinen Füße sorgen für ausgezeichnete Stabilität, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
Über diesen Korpus hat er eine hochexpandierende Craquelé-Glasur in einem frischen Zitronengelb aufgetragen. Beim Abkühlen zieht die Spannung zwischen Ton und Glasur die Oberfläche in dieses filigrane Netz dunkler Linien. Das Muster ist nicht zufällig; es entsteht durch die präzise Kontrolle der Schichtdicke und der Brennkurve, sodass das Craquelé fein und gleichmäßig über den gesamten Topf verteilt bleibt. Der warme rötliche Schimmer auf einer Seite ist ein zweiter Farbauftrag, wahrscheinlich eine eisenhaltige Lasur, die sanft in das Gelb übergeht. Optisch erinnert er an den ersten Farbtupfer junger Blätter oder eine einzelne Frucht vor Frühlingslaub – ein starkes saisonales Signal in einer sehr kleinen Geste.
Echizen, eine der traditionsreichen Brennofenregionen Japans, ist bekannt für sein eher schlichtes, unglasiertes Steinzeug. Bunzan steht fest in dieser Tradition ehrlicher, funktionaler Keramik, wählt aber eine deutlich modernere Glasursprache. Die Disziplin der alten Brennöfen ist noch erkennbar: die präzise platzierten Abflusslöcher, die beiden Drahtlöcher genau an der richtigen Stelle, die sauber geschnittenen Füße, der robuste, praktische Ton. Darüber hinaus zeugt diese leuchtende Craquelé-Glasur unverkennbar von seiner eigenen Forschung und Erfahrung.
Aus Bonsai-Sicht ist der Topf äußerst vielseitig. Die flache, ovale Form passt ideal unter einen eleganten Shohin-Laubbaum, eine blühende Art oder einen fruchttragenden Baum. Das frische Gelb mit seinem einzelnen roten Akzent harmoniert wunderbar mit roten oder orangen Beeren, roter oder bronzener Herbstfärbung und sehr dunkler oder sehr heller Rinde. Die Rissstruktur verleiht der Oberfläche Lebendigkeit, ohne die feine Verzweigung zu beeinträchtigen.
Was dieses Stück so besonders macht, ist die Souveränität, die in jeder Entscheidung zum Ausdruck kommt: die ruhige Form, der sorgfältig bearbeitete Tonkörper, das kontrollierte und doch lebendige Knistern und jener eine rote Farbtupfer, der genau an der richtigen Stelle der Komposition platziert ist. In einer Zeit, in der viele Gefäße mit dem Bunzan-Siegel von Schülern stammen, trägt ein Gefäß von solch einer Klarheit und Reife die unverkennbare Handschrift des Meisters selbst.